Behinderten-werkstatt vs. inklusions-werkstatt

„Ich lasse in einer Inklusionswerkstatt produzieren.“

„Also in einer Behindertenwerkstatt?“

NEIN!

Das ist ein häufiger Wortwechsel, wenn ich über meine Produktion spreche, denn beide Begriffe werden oft synonym verwendet. Doch es gibt Unterschiede, die eine große Auswirkung auf das Leben von Menschen mit Behinderung haben.

Behindertenwerkstätten stehen unter keinem guten Ruf. Doch ist es wirklich so schlimm? Diese Frage lässt sich nicht ganz einfach beantworten. Doch definieren wir erst einmal die zwei unterschiedlichen Konzepte:

Behindertenwerkstatt:
Hier liegt der Fokus darauf, Menschen mit Behinderungen eine Beschäftigung und ein Arbeitsumfeld zu bieten, das auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Dies kann eine gute Möglichkeit sein, um Menschen mit Behinderungen auf dem (dritten) Arbeitsmarkt zu integrieren und ihnen eine tägliche Aufgabe zu bieten. Allerdings sind Behindertenwerkstätten oft isoliert von der übrigen Gesellschaft und bieten selten Möglichkeiten zur Teilhabe am ersten und zweiten Arbeitsmarkt und zur persönlichen Weiterentwicklung.

Inklusionswerkstatt:
Hier geht es darum, Menschen mit Behinderungen nicht nur einen Arbeitsplatz zu bieten, sondern sie vollständig in das Arbeitsleben und die Gesellschaft zu integrieren. In Inklusionswerkstätten arbeiten Menschen mit und ohne Behinderungen gemeinsam. So können die Mitarbeiter voneinander lernen. Dazu kommt, dass diese Werkstätten die soziale Interaktion, Zusammenarbeit und den Aufbau von Netzwerken sowie eine berufliche Entwicklung ermöglichen.

 

Nur maximal 3,50 Euro pro Stunde

 

Meiner Meinung nach ist das Gehalt eine Art Wertschätzung. Wir arbeiten mehrere Stunden, bieten einen Mehrwert und wollen dementsprechend gewürdigt werden. Einerseits durch positives Feedback und Entwicklungschancen und andererseits durch das Gehalt. Ein guter Freund von mir hat 19 Jahre in einer Behindertenwerkstatt gearbeitet und bei einer 35 Stunden Woche zwischen 150 und 240 Euro im Monat verdient. Das klingt nach ganz schön wenig Geld! Allerdings dürfen wir nicht vergessen, dass die Mitarbeiter einer Behindertenwerkstatt auch Sozialhilfe beziehen und das Gehalt der Werkstatt nicht das einzige Geld ist, dass Menschen mit Behinderung erhalten.

Doch ich kenne sehr viele Menschen, die raus möchten aus dieser sicheren Bubble. Sie möchten mehr wagen. Sie möchten mehr Kontakte mit Menschen ohne Behinderung. Sie möchten für ihr Geld arbeiten.

Daher ist es mir sehr wichtig zu erklären, welche Unterschiede zwischen einer Behindertenwerkstatt und einer Inklusionswerkstatt bestehen. Für mich ist ein inklusiver Betrieb der erste Schritt in die richtige Richtung, denn solche Betriebe haben den Anspruch, die individuellen Fähigkeiten und Potenziale jedes Einzelnen zu erkennen und zu fördern. Sie bieten nicht nur Unterstützung, Anpassungen und Fortbildungen, sondern stellen auch sicher, dass Menschen mit Behinderungen die gleichen Chancen haben wie ihre nicht behinderten Kollegen. Durch die Schaffung eines inklusiven Arbeitsumfelds tragen Inklusionswerkstätten nicht nur zur persönlichen Entwicklung der Mitarbeiter bei, sondern bereichern auch das Team (und Kooperationspartner, wie mich!) durch eine größere Vielfalt an Fähigkeiten und Perspektiven.

 

Eure Gedanken

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